Hallo liebe Leser,
die letzte Trainingswoche war echt krass. Ich habe fast jeden Tag hart trainiert und bin vorgestern zum Abschluss noch ein Trainingsrennen gefahren. Vor dem Rennen habe ich mich ganz seltsam gefühlt. Ich fühlte mich sehr unkonzentriert, ein wenig müde und konnte beim Warmfahren kaum gezielt treten, geschweige denn Kraft mit dem Oberkörper in den Lenker bringen. Es ist schon sehr lange her das ich mich vor einem Rennen so gefühlt habe. Das letzte Mal war es 2006, als ich noch Anaerob sehr stark war.
Jedenfalls, als das Kriterium-Rennen in Friedrichshafen endlich startete, habe ich erst mal alles gegeben, um in Schwung zu kommen. Und das ging dann sogar richtig gut. Der Maxpuls war vergleichsweise gut als noch einen Tag zuvor. Leider verpasste ich im Rennen die Spitzengruppe, bzw. da ein Teamkollege vorne mit dabei war, wollte ich nicht noch hinterherfahren. Somit habe ich mich dann immer unter den ersten 10 Fahrern im verfolgenden Hauptfeld eingereiht, um jeden aufholversuch auszubremsen, das gelang mir 90 Minuten sehr gut. Ich war selber überrascht, wie oft ich immer wieder mitsprinten konnte. Leider passierte dann etwas Unglückliches. Die Spitzengruppe war sich nicht mehr einig, wurde eingeholt und ich hatte schon lange alle meine Körner verschossen, um jetzt richtig attackieren zu können.
In der 12ten Runde vor Schluss gab es dann noch die erste Punktewertung für das Sprintertrikot, welches wie das grüne Trikot bei der Tour ergattert wird. Kurz vor der Wertung sind zwei Fahrer weggefahren. Ich wollte eigentlich das Feldzusammenhalten, damit meine Sprinter-Teamkollegen mitmischen konnten. Also bin ich mit Vollgas hinterher gefahren. Als ich 300 m vor dem Ziel merkte, dass ich das Hauptfeld abgehängt habe und die anderen beiden nur noch 50 m weit weg waren musste ich durchziehen. Ich kam tatsächlich noch ran und habe den Schwung genutzt und die beiden zu Ihrer Überraschung auch gleich noch übersprintet. Ich gewann die Wertung und habe damit zumindest zu diesem Zeitpunkt das Sprintertrikot besessen. Leider war ich danach so fertig, dass ich nicht weiter mit den Jungs wegfahren konnte und bin entkräftet ins Hauptfeld zurück gefallen. Ich konnte keine Punkte mehr holen. Dort beendete ich das Rennen auf dem 31. Platz. Nach 2 h permanenten Sprints, Löcher stopfen und immer an der Hauptfeldspitze unterwegs, bin ich dann nachdem Rennen fast in Ohnmacht gefallen. So belasten konnte ich mich seit 2006 nicht mehr. Obwohl ich die Tage vorher hart trainiert hatte, konnte ich Leistung bringen wie eine Maschine. Ich glaube, wenn ich das nächstem Mal aus der Situation heraus nicht meine Teamkollegen helfe muss und stattdessen ganz für mich fahren kann, dann sind ein paar Top-Platzierung dieses noch Jahr drin.
Als erstes Saisonziel steht jetzt erst mal weiterhin die baden-württembergische Straßenmeisterschaft auf dem Plan. Solange sind alle anderen Rennen lediglich nur Trainingsrennen auf die ich trainingstechnisch keine Rücksicht nehmen werde.
Was ich zum jetzigen Zeitpunkt schon weiß ist, dass ich gerade in der beste Form meines Lebens bin.
Euer Kilian
